09.02.2021

Gasnetzausbau an Klimazielen ausrichten

Mit einer aktuellen Studie liefert die Initiative Erdgasspeicher (INES) Empfehlungen zur Weiterentwicklung sogenannter marktbasierter Instrumente im Gasmarkt. Diese Instrumente können helfen, den konventionellen Gasnetzausbau besser mit den Klimazielen in Einklang zu bringen. Die Studie wurde von Frontier Economics im Auftrag der INES erarbeitet.

Am 9. Februar 2021 stellten INES-Geschäftsführer Sebastian Bleschke und Dr. David Bothe von Frontier Economics die Studie „Engpassbewirtschaftung innerhalb von Gasmarktgebieten“ auf einer Online-Pressekonferenz vor. Die Studie entwickelt allgemeingültige Grundsätze zur Auswahl sogenannter marktbasierter Instrumente und leitet daraus eine Empfehlung für einen kosteneffizienten Instrumentenmix zum Engpassmanagement in Gasmarktgebieten ab. Marktbasierte Instrumente ermöglichen die Bewirtschaftung von Engpässen im Gasmarkt ohne den konventionellen Netzausbau. Erstmals eingesetzt werden sie bei der Umsetzung der Zusammenlegung der beiden deutschen Gasmarktgebiete GASPOOL und NetConnect Germany zum 1. Oktober 2021. Die Instrumente haben aber eine weit über diese Marktgebietszusammenlegung hinausgehende Bedeutung.

Sebastian Bleschke kommentiert die Studie wie folgt: „Vor dem Hintergrund der Klimaziele und der voranschreitenden Energiewende ist die Planung und der Bau von Gas-Fernleitungsnetzen mit großen Unsicherheiten verbunden. Es braucht deshalb einen Paradigmenwechsel. Der starre und sehr langfristig orientierte Gasnetzausbau sollte durch möglichst flexible und vor allem marktbasierte Instrumente ersetzt werden, um hohe Investitionen mit langen Abschreibungsdauern durch eine effektivere Nutzung der bestehenden Netze und Speicher zu vermeiden.“

Zu den Unsicherheiten beim Gasnetzausbau gehören insbesondere stark divergierende Prognosen zum künftigen Erdgasbedarf und Ungewissheit über das Netznutzungsverhalten nach der deutschen Marktgebietszusammenlegung. Die Entwicklung marktbasierter Instrumente kann einen entscheidenden Beitrag leisten, um diese Unsicherheiten zu beherrschen, denn den Einsatz der marktbasierten Instrumente kann man flexibel anpassen. Im Gegensatz dazu ist der Netzausbau nicht mehr zu revidieren.

Für die Bewirtschaftung von Engpässen im Rahmen der Marktgebietszusammenlegung ist derzeit der Einsatz von drei marktbasierten Instrumenten geplant. Beim VIP-Wheeling sollen Gasmengen innerhalb eines Virtual Interconnection Points (VIP) optimal zugeordnet werden, um so einen möglichen Engpass zu beheben. Bei der Drittnetznutzung sollen gegebenenfalls auftretende Engpässe durch Buchung und Nutzung von Transportkapazitäten in angrenzenden, ausländischen Transportnetzen behoben werden. Und beim börsenbasierten Spreadprodukt soll Gas zeitgleich in unterschiedlichen (Netzengpass-)Zonen gekauft sowie verkauft werden. Es funktioniert also wie ein “virtueller Transport”.

Die aktuelle Studie hat diese und weitere marktbasierte Instrumente betrachtet und ihre Vor- und Nachteile im Hinblick auf den zukünftigen deutschen Gasmarkt untersucht. Sie macht zwei zentrale Vorschläge zur Weiterentwicklung des vorhandenen Instrumentariums. Studienautor und Projektleiter Dr. David Bothe fasst diese wie folgt zusammen: „Die Möglichkeit der Drittnetznutzung zum Engpassmanagement ist bereits über das börsenbasierte Spreadprodukt abgebildet. Die Drittnetznutzung als eigenständiges Instrument zu definieren, führt deshalb nur zu marktwirtschaftlichen Ineffizienzen ohne erkennbaren Nutzen. Eine Einführung des sogenannten VHP-Speicher-Wheelings als weiteres Instrument könnte hingegen zusätzliche Potentiale zum Engpassmanagement eröffnen.“

Beim VHP-Speicher-Wheeling werden virtuelle Speicherzonen von Gasspeichern als Instrument zur Bewirtschaftung von Engpässen ausgenutzt. Dabei treten Gasspeicher an unterschiedlichen Standorten im Markt virtuell als ein einziger Speicher auf. Der Betreiber des virtuellen Gasspeichers trifft die Entscheidung, an welchen Speichern der Zone tatsächlich Gas ein- und ausgespeichert wird. Beim VHP-Speicher-Wheeling wird diese Flexibilität für das Netz eingesetzt.

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